Was ist der Unterschied zwischen Antibakteriell, Antimikrobiell, Antimykotisch, Antiseptisch, Antiviral und Antiparasitär?

Inhaltsverzeichnis

Antibakteriell

Antibakteriell bedeutet, dass ein Stoff oder eine Maßnahme gegen Bakterien wirkt. Der Begriff bezieht sich speziell auf Bakterien und deren Bekämpfung.

Antibakterielle Substanzen können Bakterien abtöten (bakterizid) oder ihr Wachstum hemmen (bakteriostatisch). Sie greifen in verschiedene Lebensprozesse der Bakterien ein, z.B. in den Zellwandaufbau, die Proteinsynthese oder den Stoffwechsel. In der Medizin werden Antibiotika antibakterielle Medikamente, die zur Behandlung bakterieller Infektionen eingesetzt werden (z.B. Lungenentzündung, Harnwegsinfekte, Hautinfektionen).

Viele Heilpflanzen enthalten antibakterielle Wirkstoffe und werden traditionell zur Unterstützung bei bakteriellen Infektionen eingesetzt. Beispiele sind:

  • Knoblauch: Enthält Allicin, das gegen verschiedene Bakterienarten wirkt. Kann innerlich und äußerlich (z.B. bei Wunden) angewendet werden.
  • Zwiebel: Ähnliche Wirkstoffe wie Knoblauch, milder in der Wirkung.
  • Thymian: Enthält Thymol, das antibakteriell und schleimlösend wirkt. Wird oft bei Atemwegsinfekten eingesetzt (z.B. als Tee oder Inhalation).
  • Salbei: Enthält ätherische Öle mit antibakteriellen und entzündungshemmenden Eigenschaften. Gut geeignet für Mundspülungen bei Halsentzündungen oder zur Wundspülung.
  • Kapuzinerkresse & Meerrettich: Enthalten Senfölglykoside, die antibiotische Eigenschaften haben und besonders bei Harnwegsinfekten und Atemwegsinfekten eingesetzt werden.

Antimikrobiell

 Antimikrobiell ist ein Überbegriff, der bedeutet, dass ein Stoff oder eine Maßnahme gegen Mikroorganismen wirkt. Dieser Begriff ist breiter gefasst als antibakteriell und umfasst Bakterien, aber auch andere Mikroorganismen wie Pilze, Viren und Parasiten.

Antimikrobielle Substanzen können Mikroorganismen abtöten (mikrobizid) oder ihr Wachstum hemmen (mikrobiostatisch). Die genaue Wirkungsweise hängt von der Art des Mikroorganismus und der antimikrobiellen Substanz ab.

Einige Medikamente und Therapien sind antimikrobiell und werden bei Infektionen eingesetzt, bei denen der genaue Erreger noch nicht bekannt ist oder mehrere Arten von Mikroorganismen beteiligt sind.

Da “antimikrobiell” ein sehr breiter Begriff ist, haben viele Heilpflanzen zumindest eine gewisse antimikrobielle Wirkung. Einige Beispiele für Heilpflanzen mit breiter antimikrobieller Wirkung sind

  • Teebaumöl: Stark antibakteriell und antimykotisch. Äußerliche Anwendung bei Hautinfektionen, Akne oder Fußpilz.
  • Propolis (Bienenharz): Enthält verschiedene antimikrobielle und entzündungshemmende Stoffe. Wird in der Volksmedizin bei verschiedenen Infektionen eingesetzt (innerlich und äußerlich).
  • Grapefruitkernextrakt: Enthält Bioflavonoide mit antimikrobiellen Eigenschaften gegen Bakterien, Pilze und Viren

Antimykotisch

Antimykotisch bedeutet, dass ein Stoff gegen Pilze wirkt. Dieser Begriff bezieht sich spezifisch auf Pilze (Mykosen) und deren Bekämpfung.

Antimykotische Substanzen können Pilze abtöten (fungizid) oder ihr Wachstum hemmen (fungistatisch). Sie greifen in den Stoffwechsel, die Zellmembran oder andere essentielle Prozesse der Pilzzellen ein.

Anwendungsbereiche edizin: Antimykotische Medikamente werden zur Behandlung von Pilzinfektionen (Mykosen) eingesetzt, wie z.B. Fußpilz, Nagelpilz, Hefepilzinfektionen (Candida). Sie sind in Form von Cremes, Salben, Lösungen, Tabletten oder Infusionen erhältlich.

Einige Heilpflanzen haben antimykotische Eigenschaften und können bei leichten Pilzinfektionen unterstützend eingesetzt werden:

  • Lavendelöl: Besitzt antimykotische und beruhigende Eigenschaften. Kann verdünnt äußerlich bei Hautpilz angewendet werden.
  • Ringelblume (Calendula): Wirkt entzündungshemmend und leicht antimykotisch. Ringelblumensalbe kann unterstützend bei Hautpilz und zur Wundheilung eingesetzt werden.

Antiseptisch

Antiseptisch bedeutet, dass eine Substanz die Anzahl der Mikroorganismen auf lebendem Gewebe (Haut, Schleimhaut, Wunden) reduziert oder deren Wachstum hemmt. Der Fokus liegt hier auf der Anwendung auf lebendem Gewebe, um Infektionen zu verhindern oder zu behandeln.

Antiseptische Mittel wirken abtötend (mikrobizid) oder hemmend (mikrobiostatisch) gegen ein breites Spektrum von Mikroorganismen, einschließlich Bakterien, Pilzen und Viren. Sie sind jedoch in der Regel weniger aggressiv als Desinfektionsmittel, da sie für die Anwendung auf lebendem Gewebe geeignet sein müssen.

Antiseptika werden zur Reinigung und Desinfektion von Wunden verwendet, um Infektionen vorzubeugen. Lösungen und Gele werden zur Händedesinfektion und zur Desinfektion der Haut vor Operationen oder Injektionen eingesetzt. Und Antiseptische Mundspülungen können zur Reduktion von Keimen im Mundraum verwendet werden.

Wichtiger Unterschied zu Desinfektionsmitteln: Antiseptika werden auf lebendem Gewebe angewendet, während Desinfektionsmittel für Oberflächen bestimmt sind. Desinfektionsmittel sind in der Regel stärker konzentriert und können für lebendes Gewebe zu aggressiv sein und dieses schädigen.

Viele Heilpflanzen, die antibakteriell oder antimikrobiell wirken, können auch antiseptisch verwendet werden, insbesondere für die Wundversorgung und Mundhygiene.

  • Kamille: Wirkt entzündungshemmend, antiseptisch und wundheilungsfördernd. Kamillentee oder Kamillenextrakt kann für Wundspülungen, Umschläge oder Mundspülungen verwendet werden.
  • Ringelblume (Calendula): Wie bereits erwähnt, wirkt Ringelblume antiseptisch und wundheilungsfördernd. Ringelblumensalbe ist ein klassisches Mittel zur Wundbehandlung.
  • Arnika: Wirkt entzündungshemmend und antiseptisch, jedoch eher bei stumpfen Verletzungen und Prellungen als bei offenen Wunden (Arnika-Tinktur verdünnt äußerlich anwenden, nicht auf offene Wunden!).
  • Aloe Vera: Wirkt entzündungshemmend, feuchtigkeitsspendend und leicht antiseptisch. Aloe Vera Gel kann bei leichten Verbrennungen, Sonnenbrand und kleinen Wunden aufgetragen werden.

Antiviral

Antiviral bedeutet, dass ein Stoff oder eine Maßnahme gegen Viren wirkt. Dieser Begriff bezieht sich spezifisch auf Viren und deren Bekämpfung.

Antivirale Substanzen wirken virostatisch (hemmen die Vermehrung von Viren) oder in seltenen Fällen viruzid (töten Viren ab). Da Viren keine eigenen Stoffwechselprozesse haben, greifen antivirale Mittel meist in spezifische Schritte des viralen Lebenszyklus ein, z.B. in das Eindringen in die Wirtszelle, die Replikation des viralen Erbguts oder die Freisetzung neuer Viruspartikel.

Antivirale Medikamente werden zur Behandlung von Virusinfektionen eingesetzt, wie z.B. Grippe (Influenza), Herpesinfektionen, HIV-Infektionen, Hepatitis B und C oder COVID. Die Entwicklung antiviraler Medikamente ist oft komplex, da Viren sehr variabel sind und sich schnell anpassen können.

Die antivirale Wirkung von Heilpflanzen ist oft weniger stark und spezifisch als die von antiviralen Medikamenten, aber einige Pflanzen können unterstützend bei Virusinfektionen eingesetzt werden, insbesondere zur Stärkung des Immunsystems und zur Linderung von Symptomen.

  • Echinacea (Sonnenhut): Wird traditionell zur Stärkung des Immunsystems und zur Vorbeugung und Behandlung von Erkältungen und grippalen Infekten eingesetzt. Die wissenschaftliche Evidenz für die antivirale Wirkung ist jedoch begrenzt und nicht eindeutig.
  • Holunderbeere: Enthält Inhaltsstoffe, die antiviral gegen verschiedene Grippeviren wirken können. Holunderbeersaft oder -extrakt kann zur Linderung von Grippesymptomen beitragen.
  • Zitronenmelisse: Enthält ätherische Öle mit antiviralen Eigenschaften, insbesondere gegen Herpesviren. Zitronenmelissencreme kann äußerlich bei Lippenherpes angewendet werden.
  • Süßholzwurzel: Enthält Glycyrrhizin, das in vitro antivirale Aktivität gegen verschiedene Viren gezeigt hat. Süßholztee oder -extrakt wird traditionell bei Erkältungen und Husten eingesetzt.

Antiparasitär

Antiparasitär bedeutet, dass eine Substanz gegen Parasiten wirkt. Parasiten sind Organismen, die auf oder in einem Wirt leben und sich von diesem ernähren, wobei sie dem Wirt schaden können. Dieser Begriff ist sehr breit gefasst und kann verschiedene Arten von Parasiten umfassen, darunter Protozoen (z.B. Malariaerreger, Giardien), Helminthen (Würmer) und Arthropoden (z.B. Zecken, Milben).

Antiparasitäre Substanzen wirken parasitozid (töten Parasiten ab) oder parasitostatisch (hemmen das Wachstum oder die Vermehrung von Parasiten). Die Wirkungsweise hängt stark von der Art des Parasiten und dem antiparasitären Mittel ab. Sie können z.B. in den Stoffwechsel, das Nervensystem oder die Fortpflanzung der Parasiten eingreifen.

Einige Heilpflanzen werden traditionell zur Unterstützung bei leichten Parasiteninfektionen eingesetzt, insbesondere bei Wurmbefall. Die Wirksamkeit ist jedoch oft weniger zuverlässig als bei schulmedizinischen Antiparasitika und bei schweren Infektionen nicht ausreichend. Beispiele sind:

  • Wermut: Enthält Bitterstoffe und Thujon, denen antiparasitäre (insbesondere gegen Würmer) und verdauungsfördernde Eigenschaften zugeschrieben werden. Wermut sollte vorsichtig und nicht über längere Zeit angewendet werden (Thujon ist neurotoxisch).
  • Kürbiskerne: Enthalten Cucurbitacine, die gegen bestimmte Wurmarten wirken sollen. Kürbiskerne werden traditionell als Hausmittel gegen Wurmbefall eingesetzt (vor allem Bandwürmer).
  • Walnussblätter: Enthalten Gerbstoffe und Juglon, denen antiparasitäre und antimikrobielle Eigenschaften zugeschrieben werden. Walnussblättertee kann traditionell bei Wurmbefall und Verdauungsbeschwerden eingesetzt werden.
  • Gewürznelken: Enthalten Eugenol, dem antiparasitäre und antimikrobielle Eigenschaften zugeschrieben werden. Gewürznelkenöl (verdünnt!) kann äußerlich gegen Milben und Läuse eingesetzt werden.

Übersichtstabelle

BegriffWirkung gegenWirkungsweiseBeispieleHeilpflanzen
AntibakteriellBakterienBakterizid/bakteriostatischAntibiotika, antibakterielle Seifen, DesinfektionsmittelKnoblauch, Zwiebel, Thymian, Salbei, Kapuzinerkresse, Meerrettich
AntimikrobiellMikroorganismen (breit)Mikrobizid/mikrobiostatischBreitband-Desinfektionsmittel, einige Medikamente, KonservierungsstoffeTeebaumöl, Propolis, Grapefruitkernextrakt
AntimykotischPilzeFungizid/fungistatischAntimykotische Cremes, Tabletten, Sprays, PflanzenschutzmittelLavendelöl, Ringelblume
AntiseptischMikroorganismen (breit)Mikrobizid/mikrobiostatischHändedesinfektionsmittel, Wunddesinfektionsmittel, antiseptische MundspülungenKamille, Ringelblume, Arnika, Aloe Vera
AntiviralVirenVirostatisch (selten viruzid)Antivirale Medikamente (z.B. gegen Grippe, Herpes, HIV)Echinacea, Holunderbeere, Zitronenmelisse, Süßholzwurzel
AntiparasitärParasiten (breit)Parasitozid/parasitostatischMedikamente gegen Malaria, Wurmkuren, Mittel gegen Zecken und FlöheWermut, Kürbiskerne, Walnussblätter, Gewürznelken